Roadtrip mit alten Autos: Ein Team aus dem Erzgebirge und Mittelsachsen zwischen Elch, Panne, Gestank und Polarlicht
An einem frischen Maitag in Hamburg fiel der Startschuss für ein ganz besonderes Abenteuer. 121 Teams machten sich auf zur sogenannten «Baltic Rallye» – einer 7500 Kilometer langen Fahrt rund um die Ostsee. Auch ein Team aus dem Erzgebirge und Mittelsachsen war mit dabei – unterwegs nicht nur auf der Suche nach dem Abenteuer, sondern auch im Einsatz für den guten Zweck: Sie sammelten Spenden für den Elternverein krebskranker Kinder Chemnitz e.V. Sie hatten auch nicht die Absicht, als Erste ins Ziel zu kommen. Vielmehr wollten sie ihre Komfortzone verlassen, sich auf das Unbekannte einlassen und Gleichgesinnte treffen, die genauso «verrückt» seien wie sie selbst.
Herausforderungen, Teamgeist und Improviation
Schon auf den ersten Kilometern wurde deutlich, dass es hier um mehr ging als bloß ums Fahren: Herausforderungen warteten, die Teamgeist und Improvisation erforderten. Auf der Route über Dänemark und die Öresundbrücke nach Schweden endete der erste Tag mit Lagerfeuer und Sonnenuntergang – ein gelungener Auftakt in ein unvergessliches Abenteuer.
Unterwegs mit einem der übelriechendsten Lebensmittel der Welt
In den ersten Tagen mussten die Teilnehmenden gleich ungewöhnliche Prüfungen meistern: So etwa die Aufgabe, im Auto eine Dose Surströmming – bekannt als eines der übelriechendsten Lebensmittel der Welt – zu öffnen und anschließend 100 Kilometer weiterzufahren. Das Team aus dem Erzgebirge habe auch diese Aufgabe mit Humor genommen.
ABBA Tourbus in Schweden entdeckt
Auch die Aufgabe, das am stärksten moosbedeckte Auto auf einem versteckten Schrottplatz in Schweden zu finden, sei geglückt – dabei entdeckte das Team sogar einen alten, vermeintlichen Tourbus der Popgruppe ABBA. Solche Challenges hätten die Teilnehmenden nicht nur gefordert, sondern auch schnell zusammengeschweißt.
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Beim Aufspüren des ABBA-Tourbusses in Schweden zeigte das Team aus dem Erzgebirge und Mittelsachsen echten Rallye-Spürsinn. Foto: privat
Naturwunder, Defekte und hilfsbereite Fremde
Die Rallye führte weiter nach Norwegen – über den berühmten Geirangerfjord und die spektakuläre Atlantikstraße. Schnee in den Bergen sorgte selbst im Juni für Überraschung. Übernachtet wurde teils im Regen unter einer Plane, teils mitten in der Natur.
Tour durch defekt beinahe ausgebremst
Ein technisches Problem – ein undichter Luftschlauch – hätte die Tour beinahe ausgebremst. Doch hier zeigte sich laut Aussage des Teams, worauf es wirklich ankomme: auf Zusammenhalt. Andere Teams halfen sofort bei der Reparatur. Diese Form der gegenseitigen Unterstützung habe das Vierergespann tief beeindruckt und ihnen gezeigt, wie stark eine Gemeinschaft auch unter Fremden sein könne.
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Ein technisches Problem – ein undichter Luftschlauch – hätte die Tour beinahe ausgebremst. Foto: privat
Besuch im kürzestbenanntesten Ort der Welt
Ein weiteres Highlight war der Besuch im Ort Å – der kürzestbenannte Ort der Welt – und ein Event mit Sauna und Badepause im Atlantik. Trotz Erschöpfung habe sich in diesen Tagen eine besondere Form von Leichtigkeit eingestellt, wie die Teilnehmenden berichteten.
Nördlich des Polarkreises – zwischen Rentiere und Nordkap
Auf dem Weg Richtung Nordkap wurde das Wetter rauer – doch die Stimmung im Team sei stets positiv geblieben. Besonders der Moment, als sich plötzlich ein Elch am Straßenrand zeigte, habe sich eingebrannt. Ebenso die Übernachtungen im auto und Zelt.
Freunde auf Rädern – Finnland bis Baltikum
In Finnland sei das Team von leeren Straßen, endloser Weite und einer tiefen Stille empfangen worden. In Rovaniemi, dem «Weihnachtsmanndorf», sorgten Lichterketten und Elfenhäuser für märchenhafte Stimmung. Dort habe sich die Freundschaft mit anderen Teams – darunter den «Nordländern» und den «Ostseekrabben» – noch einmal intensiviert. Gemeinsames Kochen, Fahren und das Teilen kleiner Alltagsmomente hätten eine Verbundenheit entstehen lassen, die über die Rallye hinaus weiterbestehen soll.
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Stadt A – die Stadt, mit dem kürzesten Orstnamen. Foto: privat
Peace Zeichen aus über 70 Fahrzeugen
In Litauen sei dann ein besonders emotionaler Moment entstanden: Über 70 Fahrzeuge bildeten auf einem Platz in Mariampolė gemeinsam ein riesiges Peace-Zeichen – als stilles, starkes Signal für Zusammenhalt und Hoffnung.
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Am Tag 13 der Tour setzten 70 Teams in Polen mit einem Friedenssymbol ein Zeichen. Foto: privat
Zurück in Hamburg – und verändert
Nach 16 Tagen, 9 Ländern und unzähligen Eindrücken erreichte das Team schließlich wieder Hamburg. Der Zieleinlauf sei von starken Emotionen begleitet gewesen – Medaillen, Erinnerungsfotos, Umarmungen. Doch es sei nicht die Ankunft gewesen, die zähle, so das Fazit, sondern der Weg dorthin. Die Erlebnisse, die Begegnungen und das gemeinsame Wachsen hätten das eigentliche Ziel ausgemacht.
Besonders in Erinnerung geblieben seien der Teamspirit, viele bewegende Momente – und spontane Aktionen wie eine Drohnenaufnahme am Polarkreis oder das Fußballspiel mit einem Norweger.
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Foto: privat
Was bleibt – und was kommt
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis? Dass man gemeinsam alles schaffen könne, wenn der Zusammenhalt stimmt. Dass Improvisation, Offenheit und Vertrauen stärker sind als jede Planung. Und dass Abenteuer vor allem dort beginnen, wo man den Mut hat, seine gewohnten Pfade zu verlassen.
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Foto: privat
Fahren für den guten Zweck
Das Abenteuer rund um die Ostsee hatte für das Team aus dem Erzgebirge und Mittelsachsen nicht nur persönlichen Wert – es diente auch einem sozialen Ziel. Mit jeder gefahrenen Etappe sammelten die vier Teilnehmenden Spenden für den Elternverein krebskranker Kinder Chemnitz e.V.. Wer das Team und ihr Engagement unterstützen möchte, kann dies weiterhin hier tun.
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DIeses Mal ging es in Richtung Nordkap – mal sehen, wohin es die 4 das nächste Mal zieht… Foto: privat
Gibt es eine Fortsetzung?
Eine zweite Teilnahme an der Rallye sei keinesfalls ausgeschlossen – im Gegenteil. Für das nächste Mal wolle man das Gepäck überdenken: Weniger Ballast, mehr Freiheit. Doch vorerst gehe es darum, die vielen Erlebnisse zu verarbeiten – und sich langsam wieder im Alltag einzufinden. Leicht falle das nicht, sagen sie – zu stark sei das Gefühl, unterwegs etwas gefunden zu haben, das weit über Kilometerzahlen hinausgeht.
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DIeses Mal ging es in Richtung Nordkap – mal sehen, wohin es die 4 das nächste Mal zieht… Foto: privat
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