Lisa (39) aus Chemnitz trägt den Metroplan von Barcelona auf der Haut
«Ein Zungenpiercing war ein No-Go, ein kleines Tattoo wäre aber okay, sagte meine Mutter damals und ich nahm, was ich kriegen konnte», lacht Lisa aus Chemnitz heute. Dass sie mehr als 20 Jahre und 40 Sitzungen später fast den ganzen Körper tätowiert hat, hatte ihre Mutter so wohl nicht im Sinn. Doch die 39-Jährige ist sehr durchsetzungsfähig. «Tattoos gehören für mich zu meiner Identität. Sie zeigen, wofür ich stehe, was ich erlebt habe oder was mir wichtig ist.»
Wurzeln der Heimat auf der Haut
Für eines bekommt die Personalerin besonders viele Komplimente: Die afrikanische Frau auf ihrem Oberarm. «Sie ist eine Hommage an die afrikanische Herkunft meiner Vorfahren», erklärt Lisa. Sie stammt von Tätowierer Sebastian (@sebastiandehs) Auch den Metroplan von Barcelona hat sie sich auf ihr Bein direkt in Barcelona tätowieren lassen. Wie kam es denn dazu? «Ich habe mal ein Jahr in Barcelona gelebt. Es ist die beste Stadt der Welt!»
«Ich trage Tattoos für mich selbst»
Dabei haben viele Tattoos für Lisa eine Bedeutung. «Ich trage sie nicht für andere, sondern für mich selbst.» Manche sehen aber auch einfach schön aus. «Man muss nicht hinter allem einen tieferen Sinn suchen.»
Die kreuzförmigen Pfeile auf ihrem Arm aber haben eine innige Bedeutung, die sie uns erzählt: «Dieses Design ist eine Eigenkreation von mir und meinem Ehemann. Herz und Feuer symbolisieren die Liebe zwischen uns. Die Hand mit der Pommesgabel steht für ihn, und die Hand mit dem Mittelfinger steht für mich. Sie stellen unsere Charaktereigenschaften dar.» Auch das Obst und Gemüse auf dem Oberschenkel erinnert an einen glücklichen Weihnachtsfeiertag mit Lisas Familie.
2014 stand Lisa allein mit einem Säugling da
Die junge Mama eines 11-jährigen Sohns hatte aber auch schwierige Zeiten. Das Tätowieren war in diesen Zeiten wie eine Art Therapie für sie. «Als ich 2014 plötzlich und unverhofft alleinerziehend mit einem Säugling dastand, wusste ich, dass ich niemals aufgeben und mich von meiner neuen Situation runterziehen lassen darf. Das war mein Mantra. Auch wenn ich mich damals wie sterben gefühlt habe.»
Auch die Lotusblume am Bauch symbolisiert Kraft und Kampfgeist. «Sie wächst in schlechten Bedingungen und auch im Schlamm, kämpft sich quasi immer durch und ist am Ende wunderschön.» Das hat sie sich zu Herzen genommen.
Manchmal spielt das Leben anders
In ihrem Leben hat die Chemnitzerin schon viel erlebt. Sie hat sogar fünf Jahre in der Schweiz und eins in Spanien gelebt, doch zog es sie zurück in die Heimat. Heute ist Lisa verheiratet und glücklich mit ihrer Patchworkfamilie. Dazu gehört übrigens auch Wellensittich Bob, der sich scheinbar für einen Hund hält und die ganze Zeit kuscheln will.
In ihrer Freizeit macht Lisa gern Yoga, hört 80er Musik oder Hip Hop. Auch der nächste Gang zum Tätowierer ist bereits geplant. Aktuell lässt sie sich nämlich Blumen auf den Po tätowieren, was sehr schmerzhaft ist. Genug hat Lisa trotzdem nicht: «Auf meinem Rücken soll noch ein großes Tattoo, welches die Architektur von Antoni Gaudi aufgreift, entstehen.» Alles für die Kunst.
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