«Das kann doch nicht die Zukunft sein»: Christian Sievers kritisiert Leerstand und Verödung in den Städten
Normalerweise sieht man ihn als Hauptmoderator im «heute-journal». Immer wieder berichtet Christian Sievers jedoch auch von Orten abseits des ZDF-Studios – so etwa in seiner neuen «Am Puls»-Reportage, die sich dem Zustand unserer Innenstädte widmet. «Ich habe selbst immer in Städten gelebt, ich liebe lebendige Orte, an denen sich Menschen treffen», berichtet der 56-Jährige im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau: «Und mir tut es weh, wenn ich sehe, wie unsere Innenstädte veröden.» Oft herrsche Leerstand statt Leben, kritisiert der Journalist: «Wenn ich in eine neue Stadt komme und frage, wo kann man hier was Typisches essen gehen, und nur fragende Gesichter sehe – das kann doch nicht die Zukunft sein.»
In seinem Film «Wie retten wir unsere Städte?» (Montag, 9. Juni, 19.20 Uhr, ZDF) forscht Sievers nach den Ursachen der Misere. Vieles käme dabei zusammen: «Generell stehen die Städte überall unter Druck in Zeiten von Online-Shopping, Verkehrsinfarkt, Mietexplosion und Klimakrise». Man wolle aber auch neue Ideen zeigen: «Denn, dass sich etwas ändern muss, ist klar: Der Großteil von uns wird auch künftig in Städten leben. Deshalb kann es uns nicht egal sein, was dort passiert», so Sievers. Es gehe «um mehr als Baupläne und Finanzierungssorgen. Es geht um unsere Lebensqualität.»
«Ihr Deutschen müsst mehr raus auf die Straße»
Wie es anders gehen kann, erlebte er bei seiner Recherche in Spanien: «Wir kennen das doch alle: Da sitzt man auf einer spanischen Plaza, um einem herum tobt das Leben. Eine Bar schenkt Wein aus, daneben der Metzger. Gegenüber ein bunt überquellender Obststand. Die Kinder spielen Fußball, der lokale Friseur wartet auf Kundschaft. Wer wünscht sich so was nicht für zu Hause?». Natürlich hätten auch diese Städte ihre Probleme – «aber gerade bei dem, was funktioniert, und was nicht klappt, können wir alle voneinander lernen, weltweit», erklärt der ZDF-Moderator im Interview mit der teleschau.
Nicht nur sei man im spanischen Santander «erstaunt und begeistert» gewesen, dass sich die Leute vom deutschen Fernsehen für ihre Stadtplanung interessieren. Auch hätten sie einige Ratschläge gegeben: «Ihr Deutschen müsst mehr raus auf die Straße, eure Städte wieder in Besitz nehmen!» Manchmal seien es Kleinigkeiten, die schon helfen würden: «Wir zeigen in der Doku wirklich filmreife Unterführungen, ein Kunstforum, das allen Bürgern lebenslang gratis Eintritt schenkt. Und immer wieder: Welchen Unterschied es macht, ein paar hübsche Tische und Stühle aufzustellen, mitten in der Stadt.»
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