Zwischen Job, Familie und der Sucht nach Tinte: Friseurin Maxis beispielloser Weg zur Tattoo-Künstlerin
Maxi Scholz aus Mittweida lebt ein Leben, das sich nicht in Schwarz-Weiß fassen lässt. Die 32-Jährige ist Ehefrau, Mutter, Friseurin – und Tätowiererin mit Leib und Seele. Ihre Haut erzählt Geschichten, und ihre Hände schreiben sie weiter – auf der Haut anderer. Ihr Alltag: chaotisch, kreativ, komplett durchgeplant. Ihre Leidenschaft: tief unter der Oberfläche.
Das erste Motiv, das alles veränderte
Sie war noch keine 18, doch mit Erlaubnis der Eltern ließ sie sich ihr erstes Tattoo stechen. «Ich habe schon als Kind meine Arme und Hände bemalt – da war klar, dass es irgendwann echte Tattoos werden», sagt Maxi. Für sie war das kein Rebellionsakt, sondern ein Ausdruck von Liebe zur Kunst.
Kunst zum Tragen, Emotionen zum Bleiben
Tattoos sind für Maxi mehr als Schmuck. «Es ist Körperkunst – und ein bisschen auch eine Sucht. Ich liebe es, sie zu tragen und sie bei anderen Menschen zu stechen.» Dass Tattoos früher schief angesehen wurden, sieht sie gelassen: «Man ist doch kein anderer Mensch, nur weil man tätowiert ist.» Wie viele Tattoos sie trägt, kann sie nicht genau sagen. Es haben sich einige angesammelt – und es darf gern noch viel mehr werden. Geld sei dabei nicht der Maßstab: «Der Wert ist für mich unbezahlbar. Ich weiß, wie viel Konzentration und Arbeit in jedem Motiv steckt.»
Mulan, Mushu und ein majestätischer Tiger
Ihre Motive sind geprägt von Stärke, Mut und einem Hauch Nostalgie. Auf dem Arm trägt sie Mulan – «weil sie tapfer und gutmütig ist.» Und natürlich Mushu, gesprochen von Otto Waalkes: «Für mich der tollste Komiker überhaupt.» Der Tiger, ebenfalls auf ihrer Haut verewigt, sei ihr Krafttier: «Er hilft mir, Hindernisse mit Mut, Stärke und Durchsetzungsvermögen zu überwinden.»
Ein Hund, ein Ort, ein Stück Herz
Am tiefsten unter die Haut geht ihr das Tattoo ihrer verstorbenen Hündin Kira. «Sie war 15 Jahre an meiner Seite. Wenn ich das Bild sehe, denke ich an unsere Spaziergänge an der Burg Kriebstein – da war sie schon als Welpe gern.»
Vielfalt ist angesagt
Ob Blackwork oder filigran – Maxi liebt Vielfalt. «Ich finde komplett geschwärzte Körperteile faszinierend, wenn sie zur Körperform passen», sagt sie. «Aber ich liebe auch zarte Linien. Für mich hat jede Kunst ihren Reiz.»
Tattoos tun weh – manchmal mehr, manchmal weniger. «Mein Rücken war bisher das Schmerzhafteste. Und er ist noch nicht mal fertig», sagt sie mit einem Lächeln. Überraschend angenehm war dagegen der Hals: «Hätte ich nie gedacht – aber das ging wirklich entspannt.» Und Maxi ist mehr als Tätowiererin. Sie malt auf Papier, Stein, Schuh, Wand, Haar – und natürlich Haut. «Das macht meinen Kopf frei.» Dazu braucht sie Bewegung: «Ich fahre gern Fahrrad, und im Sommer bin ich oft mit dem Stand up-Paddel auf dem See unterwegs. Im Wasser bin ich nicht gern – aber auf dem Wasser liebe ich es.»
Doppelleben mit Tiefe
Anfang der Woche tätowiert sie, Ende der Woche frisiert sie – und dazwischen lebt sie für ihre Familie. Ihr Weg in die Tattoo-Welt begann in Oranienburg. «Dank meines Mannes Camillo durfte ich im Studio Art of Paint meine ersten Linien ziehen.» Zwei Wochen lang wurde sie dort an das Tätowieren herangeführt. Die Reaktionen damals: «Da wird was draus – bleib dran.» Zurück in Mittweida klopfte sie bei Midnight Heat Tattoo an. Sie zeigte dem Inhaber Marco Kretzschmar ihre Arbeiten – und stellte die große Frage: Hat er einen Platz für sie? «Er sagte: Wir probieren das mal zusammen», erinnert sich Maxi. Heute ist daraus eine feste Zusammenarbeit geworden.
Tattoos bedeuten Verbindung
Für sie ist jede Sitzung mehr als ein Handwerk. «Es sind nicht nur Linien oder Bilder. Es sind Gefühle, Geschichten, Erinnerungen.» Was ihr wichtig ist: «Ich will, dass meine Kunden sich mit dem Tattoo identifizieren – und wenn ich dann das Strahlen im Gesicht sehe, weiß ich, dass ich jemanden glücklich gemacht habe.» Sie liebt es zu tätowieren und «ich kann mir nicht mehr vorstellen, damit aufzuhören». Besonders dankbar ist sie nach wie vor ihrem Mentor Marco Kretzschmar. «Er hat mir unglaublich viel beigebracht und die Sicherheit gegeben auf meinem Weg», so Maxi.
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