Zwischen Cosplays, Kultur und Interviews: So war die „DoKomi“ 2025
Die «DoKomi» bezeichnet sich selbst als «größte Anime- und Japan-Expo Deutschlands», die jedes Jahr tausende Fans aus dem In- und Ausland nach Düsseldorf lockt. Auf ihr erlebt man an einem Wochenende alles rund um Anime, Manga, Games und Cosplay. Laut offiziellen Angaben strömten zuletzt über 180.000 Besuchende über drei Tage in die Messe Düsseldorf. Gegründet vor über 15 Jahren, ist die DoKomi heute ein Pflichttermin für Anime- und Japanfans in ganz Europa. Neben einem riesigen Aussteller- und Händlerbereich bietet die DoKomi ein umfangreiches Bühnenprogramm, Cosplay-Events, ein berühmtes Maid- und Host-Café, einen Cosplayball und vieles mehr.
Vorbereitung und Anreise
Ich habe schon Monate vor der DoKomi in Düsseldorf damit begonnen, meine Reise zu planen. Denn die Messe zieht so viele Besuchende an, dass Unterkünfte am Ort schnell ausgebucht sind. Bereits im Frühling lohnten sich frühe Reservierungen, sonst sieht man sich mit ausverkauften Hotelzimmern konfrontiert.
Wie erwartet platzte am Con-Wochenende fast jeder Zug und Bus aus allen Nähten. Ich war an den Tagen in vollen Bussen und Bahnen unterwegs, in der manchmal kein einziger weiterer Fahrgast mehr Platz hatte. Viele Besuchende waren gezwungen, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen oder geduldig auf den nächsten Bus zu warten in der Hoffnung, doch noch hineinzupassen. Trotz dieser logistischen Herausforderungen ist die Stimmung schon auf dem Weg zur Messe spürbar aufgeheizt: Überall sieht man Cosplayer, Cosplayerinnen und Fans in voller Verkleidung oder mit Andenken aus Anime-Shops, die sich auf das Con-Erlebnis freuen.
Bunte Vielfalt und Cosplay-Kultur
Täglich tummelten sich mehrere tausend Menschen auf dem Messegelände ein – die Mehrheit im Cosplay, aber genauso viele einfach als Fans. Die Atmosphäre war unglaublich vielfältig: Cosplayer und Cosplayerinnen aus allen Genres und Länder winkten freundlich, lachten und kamen unkompliziert ins Gespräch. Ich führte spannende Unterhaltungen nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und anderen Sprachen. Überall traf man bekannte Charaktere aus Anime, Manga und Games – von Manga- und Superhelden-Klassikern bis zu modernen Game-Figuren. Alle Besuchende vereint eines: die Leidenschaft für die japanische Kultur. Viele Cosplayer und Cosplayerinnen sahen sehr einfallsreich aus – kreative Eigeninterpretationen oder «Genderbent»-Versionen ihrer Helden und Heldinnen waren keine Seltenheit. Insgesamt fühlte es sich eher an wie ein riesiges Fan-Familientreffen als ein Verkaufsevent, so locker und freundlich war die Stimmung.
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Bei der Autoshow befand sich auch ein Motorrad. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Zu den verschiedene Programmen gehörte auch eine Autoshow dazu. Foto: Privat
-
Eine Tanzshow durfte nicht fehlen. Foto: Privat
-
Neben den anderen Shows kam es ebenso zu einer Fashionshow, wo Cosplayer im Catwalk ihr Kostüm präsentierten und sich entsprechend des dargestellten Charakters verhielten. Foto: Privat
Händler, Merchandise und Kostümzubehör
In den Messehallen erstreckte sich ein gigantischer Ausstellerbereich. Über 1.800 Stände präsentierten alles, was das Otaku- und Cosplayer-Herz begehrt. Vorbei an Reihen bunter Plüschtiere, Figuren und Accessoires – hier gab es extravaganten Schmuck und Kleidung in allen nur denkbaren Stilen: Gothic-Mode, animebedruckte Shirts oder traditionelle, von der japanischen Kultur, inspirierte Kleider und Gewänder. Besonders ins Auge fielen voll beladene Händlerstände mit Cosplay-Zubehör und Repliken: Ich entdeckte Katanas und Schwerter aus bekannten Serien, etwa das Katana von Erza aus «Fairy Tail», Levis Schwert aus «Attack on Titan», die filigranen Katana-Modelle aus «Demon Slayer», Kiritos Schwerter aus «Sword Art Online» und mehrere verschiedene Versionen von Ichigos Zanpakuto aus «Bleach». Die Auswahl war atemberaubend – es schien, als wäre jede japanische Serie vertreten. Zwischen all dem Merch präsentierten Designer und Künstler ihre eigenen Werke: Selbst genähte Kostümenteile, handgefertigten Schmuck oder exklusive Artworks. Jeder Raum und jeder Flur war drapiert mit Fan-Kreationen. Trotz der Menschenmassen blieb alles gut organisiert, und die Wartezeiten an den meisten Ständen hielten sich in Grenzen.
-
Verschiedene Katanas und Schwerter aus unterschiedlichen Anime und Spielen. Foto: Privat
-
Verschiedene Katanas und Schwerter aus unterschiedlichen Anime und Spielen. Foto: Privat
-
Bekannte japanische Gegenstände gab es ebenfalls. Foto: Privat
-
Auch verschiedene Kimonos standen zur Auswahl. Foto: Privat
-
Es gab eine große Auswahl an Funko Pops. Foto: Privat
Freitag: Begegnung mit Cosplayerin Ipek
Am Freitag führte ich ein ausführlicheres Gespräch mit einer Cosplayerin namens Ipek, die als Hinata aus dem Sport-Anime «Haikyuu!!» verkleidet war. Ich fragte sie, was sie dazu inspiriert habe, mit dem Cosplay zu beginnen und gerade Hinata zu wählen. Sie erklärte begeistert: «Ich liebe Animes und das Cosplayen ermöglicht einem, in eine andere Welt einzutauchen. Man kann dadurch einen Charakter zum Leben erwecken. Hinata ist einfach ein kleiner Sonnenschein. Er ist immer gut gelaunt, hält an seinen Träumen fest und gibt niemals auf. Das ist etwas, was mich an ihm inspiriert.» Darauf angesprochen, wie sie als Frau einen ursprünglich männlichen Charakter entwerfe (ein sogenanntes Genderbending-Cosplay), antwortete Ipek, dass sie meistens bei solchen Kostümen nur die Frisur anpasse – beispielsweise Hinatas längere, orange Haare – und ansonsten die ikonischen Merkmale beibehalte.
-
Hier sehen wir Ipek als weiblichen Hinata. Foto: Privat
-
Hinata aus „Haikyuu!!“ als Genderbending-Cosplay. Foto: Privat
Ich interessierte mich auch für die Herausforderungen im Cosplay. Ipek lachte und nickte: «Es ist sehr aufwendig und zeitintensiv. Allein beim Schminken sitze ich je nach Charakter ein bis drei Stunden. Auf Conventions ist alles etwas stressig: das Packen der Sachen, das frühe Aufstehen und mich für den Tag fertigzumachen, dann den ganzen Tag im Kostüm unterwegs zu sein. Aber am Ende lohnt es sich total.»
Wie reagierten Freunde und Familie auf ihr erstes Cosplay? Ipek meinte, ihre Familie finde das lustig, aber nicht im negativen Sinn. «Für meine Eltern ist es immer ein bisschen komisch, wenn ich plötzlich mit Perücke, ungewöhnliches Make-Up und zum Beispiel roten Kontaktlinsen vor ihnen stehe.» Ihre Freunde hingegen unterstützen sie aktiv und ermutigen sie stets, wenn sie mal zweifelt. Auf Social Media habe sie gemischte Erfahrungen gemacht: «Viele finden es total cool, andere peinlich.»
Schließlich wollte ich wissen, was Cosplay ihr persönlich bedeutet. Ipek lächelte und teilte mir mit: «Es ist für mich eine Art Zuflucht. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich meine Lieblingscharaktere verkörpern kann. Wenn ich verkleidet bin, kann ich für einen Moment ganz ich selbst und doch jemand anders sein. Das macht glücklich und stolz.»
Samstag: Im Gespräch mit Streamerin Kim
Auch am Samstag lernte ich eine faszinierende Person kennen: Kim, eine junge Streamerin und Psychologiestudentin, die als Miles Morales (Spider-Man) unterwegs war. Auf der Messe nutzte sie die Zeit neben ihrer Arbeit und ihrem Fernstudium perfekt aus. Auf meine Frage, wie sie Studium, Remote-Job, Modeln und ihre Rollen als Spider-Man vereinbare, erklärte sie: «Mein Fernstudium und mein Remote-Job erlauben mir total flexible Tage. Ich kann morgens lernen oder streamen, wann immer es passt, und plane meinen Tag selbst. Das Modeln sehe ich als Hobby – wie Kunst, in der ich mich ausdrücken kann. Dabei lernt man viele neue Leute kennen und es macht Spaß, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Natürlich ist es oft stressig, alles unter einen Hut zu kriegen, aber für gerade diese Freiheit bin ich sehr dankbar.»
Kim erzählte mir, dass sie Spider-Man Miles Morales vor allem wegen seiner Botschaft fasziniert: «Ich schaue seit meiner Kindheit Anime und Marvel mit meinen beiden großen Brüdern. Spider-Man steht für Spaß, aber vor allem dafür, dass jeder ein Held sein kann. In den Miles Morales-Filmen gibt es das Zitat ‚Jeder kann die Maske tragen‘ – das bedeutet: Jeder kann ein Held sein, wenn er es entscheidet. In der Spider Society sieht man Helden aller Größen, Geschlechter und Ethnien mit verschiedenen Outfits. Das zeigt mir ganz klar: Egal wer wir sind, wir alle sind genial und heldenhaft.»
-
Kim, eine junge Streamerin und Psychologiestudentin, die als Miles Morales (Spider-Man) unterwegs war. Foto: Privat
-
Kim, eine junge Streamerin und Psychologiestudentin, die als Miles Morales (Spider-Man) unterwegs war. Foto: Privat
-
Kim war nicht die einzige Person, die sich verkleidet hat. Auch Ronny ging als Spider-Man zur DoKomi. Foto: Privat
-
Nicht nur das Aussehen ähnelte Spider-Man, sondern auch das Verhalten. Foto: Privat
-
Beide hatten natürlich auch die Posen drauf. Foto: Privat
Ein zentrales Thema in Kims Streams ist die Psychologie. «Ich habe angefangen zu streamen, weil ich lernen wollte, vor Publikum zu sprechen. Dafür habe ich PowerPoint-Vorträge mit Memes und Musik kreiert. Die Idee ist: Man lernt am besten, wenn es einfach, witzig und spannend aufbereitet ist. Leider hatte ich im letzten Jahr wenig Zeit, aber bald möchte ich wieder so eine Mini-Vorlesung zu einem Thema machen.»
Besonders am Herzen liegen Kim gesellschaftsrelevante Themen aus der Psychologie. «Gerade in Zeiten von Social Media und ständigen Selbstzweifeln versuche ich zu betonen, dass vieles im Leben nicht perfekt sein muss. Auf meinem Kanal spreche ich über Selbstakzeptanz und mentale Stärke. Mir ist wichtig, dass meine Community weiß: Du bist perfekt, so wie du bist – auch wenn mal ein Tag schlecht läuft. Redet über eure Gefühle und fühlt euch nie verurteilt. Wir brauchen mehr Nähe und Nächstenliebe. Und wenn jemand Hilfe braucht, kann schon die kleinste Tat einen Unterschied machen.»
Ein bewegendes Thema für Kim sind zudem ihre Verlosungsaktionen, bei denen Community-Mitglieder Gewinne an Kinder in ihren Familien weitergeben. Sie erzählte: «Bei meiner ersten Verlosung an Valentinstag war das besonders schön: Die erste Gewinnerin gab den Gewinn sofort ihrem kleinen Neffen, weil der so glücklich darüber war. Als ich das meiner Community erzählt habe, waren alle gerührt, und auch spätere Gewinner haben das Gleiche getan. Das hat sich fast wie eine unausgesprochene Tradition entwickelt. Wenn meine Aktionen Kindern einfach nur kurz Freude bereiten können, habe ich mein Ziel erreicht.»
Kim war auch bereits auf einem Kindergeburtstag aufgetreten. Als ich sie fragte, wie es sich anfühle, auf einem Kindergeburtstag als Superheldin zu erscheinen, lachte sie: «Bislang war ich nur einmal als Spider-Mädchen gebucht. Aber was auf dem Weg zur DoKomi oder auf anderen Conventions passiert, ist super: Kinder starren mich an, zeigen auf mich und rufen ‚Schaut, da ist Spiderman!‘ oder ‚Spiderman ist eine Frau!‘ – das ist richtig süß. Neulich stand ich an einer roten Ampel, als zwei kleine Jungs im Auto mich entdeckten und begeistert ‚Spiderfrau!‘ schrien. Das hat mich fast zu Tränen gerührt.»
Für die Zukunft wünscht sich Kim vor allem, weiterhin Freude zu verbreiten: «Klar wäre es toll, als Streamerin und Cosplayerin noch mehr Reichweite zu bekommen, denn so könnte meine Message noch mehr Leute erreichen. Aber ich habe gelernt, dass man schon als kleiner Account viel bewirken kann. Hauptsache, ich kann das machen, was ich liebe, und Menschen damit glücklich machen – das ist mein größter Wunsch.»
2 comments