Wie der Bund Firmen zum Investieren bringen will
Der Bundestag entscheidet heute über milliardenschwere Steuerentlastungen, die der Wirtschaft aus ihrer Krise helfen sollen. Erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten für Maschinen und Elektrofahrzeuge sollen dafür sorgen, dass Firmen wieder mehr investieren. Der sogenannte Wachstumsbooster soll auch Arbeitsplätze sichern – für die Bundesregierung wird er allerdings teuer.
Für die schwarz-rote Koalition ist die Ankurbelung der schwachen Wirtschaft trotzdem eins der dringendsten Themen. Deutschland droht das dritte Jahr in Folge ohne Wirtschaftswachstum.
Was ist genau geplant?
Firmen sollen ihre Ausgaben für Maschinen und Geräte im laufenden und in den nächsten zwei Jahren degressiv von der Steuer abschreiben können – und zwar mit bis zu 30 Prozent. Dadurch sinkt direkt nach einer Anschaffung der buchhalterische Gewinn und damit die Steuerlast. Der Effekt ist allerdings befristet: Anfangs sind die Abschreibungen höher, dann sinken sie mit den Jahren.
Wenn der sogenannte Booster ausgelaufen ist, soll ab 2028 schrittweise die Körperschaftsteuer sinken – und zwar von derzeit 15 Prozent auf 10 Prozent im Jahr 2032. Der Kauf eines reinen Elektroautos soll für Unternehmen auch steuerlich attraktiver werden. Wer sich ein neues betrieblich genutztes E-Auto anschafft, soll im Kaufjahr 75 Prozent der Kosten steuerlich abschreiben können. So sollen sich auch kleine Betriebe wie Handwerker E-Autos leisten können und der deutschen Autoindustrie einen Schub geben.
Wie hilft das den Firmen?
Nach Ansicht von Experten investieren deutsche Unternehmen zu wenig in ihre Zukunft – dabei könnten modernere Maschinen helfen, mehr und besser zu produzieren. Die degressive Abschreibung entlastet nun vor allem in der unmittelbaren Phase nach einer Investition. Firmen haben dadurch schneller wieder mehr Geld zur Verfügung.
Das Problem: Die Maßnahme funktioniert nur bei Unternehmen, die initial ausreichend Geld für den Kauf von Maschinen und Geräten haben. Außerdem zögern viele Unternehmen beim Investieren auch wegen der volatilen internationalen Lage und der erratischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump – das dürfte sich kaum ändern.
Viele Unternehmen setzen vor allem auf eine niedrigere Körperschaftsteuer. Sie versprechen sich dadurch auch mehr Wettbewerbsfähigkeit für den Standort Deutschland, denn bisher zahlen Firmen hierzulande im internationalen Vergleich recht hohe Steuern.
Warum gab es Zoff mit den Ländern?
Steuersenkungen führen in den öffentlichen Haushalten zu weniger Einnahmen. Beim «Wachstumsbooster» geht es dabei um rund 48 Milliarden Euro. Die sollten ursprünglich zu großen Teilen auch von Ländern und Kommunen getragen werden. Konkreter: Den Kommunen drohten Einnahmeverluste von 13,5 Milliarden Euro, den Ländern von 16,6 Milliarden, der Bund sollte 18,3 Milliarden Euro schultern.
Die Länder verlangten deshalb einen finanziellen Ausgleich, vor allem für die teils hoch verschuldeten Kommunen. Sie drohten, das Paket am 11. Juli im Bundesrat scheitern zu lassen.
Welche Lösung wurde gefunden?
Der Bund übernimmt die Steuerausfälle der Kommunen vollständig – befristet bis 2029. Weil die Bundesregierung nicht einfach Geld an die Länder überweisen darf, passiert das über die Verteilung der Mehrwertsteuer-Einnahmen.
Um die Länder zu entlasten, investiert der Bund zwischen 2026 und 2029 zusätzliche acht Milliarden Euro in Kitas, andere Bildungseinrichtungen und moderne Krankenhäuser. Damit wird auf einem Umweg etwa die Hälfte der Steuerausfälle der Länder abgefedert. Es wird nun damit gerechnet, dass das Gesetz nach dem Bundestag auch den Bundesrat im Juli ohne größere Probleme passiert.
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