Wie Babywaschbären meine Hunderunde verzauberten – Nehm ich mir ein Stück Wildnis mit nach Hause?
Es war einer dieser Abende, die du am liebsten in ein Einmachglas füllen und für später aufbewahren würdest. Kurz vor zehn, die Sonne hatte sich gerade verabschiedet und überließ der lauen Sommernacht das Feld. Die Luft war weich wie ein Baumwolltuch, Grillen zirpten ihr Konzert, mein Hund trottete zufrieden neben mir her, und ich – ich war ganz in Gedanken, auf unserer üblichen Gassirunde, irgendwo zwischen Feldern und Waldrand, wo man selten einer Menschenseele begegnet. Hier ein Video:
Doch an diesem Abend war etwas anders
Schon von Weitem fiel mir dieser dunkle, irgendwie zottelige Fleck auf dem Feldweg auf. Sah aus wie eine Katze – aber irgendwie auch nicht. Je näher ich kam, desto rätselhafter wurde das Ganze. Es bewegte sich, ja. Aber nicht wie ein einzelnes Tier. Mein Hund war sofort elektrisiert, die Leine gespannt wie ein Flitzebogen, und dann – da wurde das zottelige Etwas plötzlich zu dreien.
Drei Waschbärbabys inmittten des Weges
Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Ganz ohne Scheu kamen drei Waschbärbabys meinem Hund entgegen – der wiederum kurz vor der Begegnung aus lauter tierischer Freude laut bellte. Da stockten sie, wie eingefroren, machten einen Buckel, große dunkle Augen, die mit einem Mix aus Neugier und Schreck zu uns sahen. Ich brachte meinen Vierbeiner auf Abstand. Und als ich allein behutsam auf die drei zulief, kamen sie mir wieder entgegen! Wie süß kann die Natur eigentlich sein?
Niedliche Schlawiner – nehm ich sie mit nach Hause?
In meinem Kopf ratterte es. Ich liebe Waschbären! Klar, ich weiß auch: Diese kleinen Schlawiner sind nicht nur niedlich, sondern echte Einbrecher mit Pelzmaske. Sie knacken Mülltonnen, durchwühlen Gärten, nisten sich in Dachböden ein und veranstalten Chaos. Und doch – dort saßen sie, keine Armlänge entfernt, fast zum Greifen nah, diese drei tapsigen Fellkugeln.
Tagtraum mit einem oder drei Waschbären auf der Couch
Ich sah mich schon in Tagträumen: mit einem Waschbären auf der Couch, draußen toben die anderen beiden mit meinem Hund durch den Garten. Aber was, wenn sie sich trennen müssten? Könnte ich wirklich nur einen mitnehmen? Oder zwei? Oder gleich alle drei?
Und wann genau sollte ich mich eigentlich um Waschbärbabys kümmern? Zwischen Job und Alltag? Ach man… aber guck sie dir an! Zucker. Pur. Und ich mittendrin.
Doch der Verstand siegte, langsam, aber bestimmt. Hier – draußen auf dem Feld, am Waldrand, in der Nähe des Flusses – hier gehörten sie hin. Wo sie frei sind. Wo vielleicht irgendwo die Mutter auf sie wartet. Wo sie nicht lernen, Mülltonnen zu öffnen oder Tomaten von meiner einzigen Pflanze zu klauen.
Begegnung ein Geschenk
Ich hielt inne, kindlich wehmütig, und beobachtete, wie sie langsam Richtung Feld zurückwuselten. Vielleicht – hoffentlich – zur Mama. Mein inneres Kind winkte ihnen leise hinterher. Und in meinem Herzen wusste ich: Diese Begegnung war ein Geschenk. Eine von denen, die du nie vergisst.
Ich werde jetzt jedes Mal, wenn ich diesen Weg gehe, an sie denken. An diese kleine magische Sommernacht. Und wer weiß – vielleicht sehe ich sie wieder. Ausgewachsen, tosend durchs Gras. Oder waschend und schnüffelnd am Flussufer.
Denn wie heißt es so schön? Man sieht sich immer zweimal…
Tipps im Umgang mit einem Waschbären
Und wenn du einem Waschbären wirklich zu nahe kommst… ein paar Tipps:
- Mülltonnen sichern: Spanngurte oder schwere Steine helfen, den Inhalt drin zu halten.
- Obstbäume schützen: Mit breiten Blechringen, damit die flinken Kletterer nicht hochkommen.
- Dach und Dachboden sichern: Keine Äste in Dachnähe, Fallrohre mit glatten Manschetten schützen, Dachluken und Gitter gut abschließen.
- Keine Essensreste draußen lassen: Auch kein Futter für Hunde oder Katzen – riecht wie Einladung!
- Vergrämung: Lavendelsäckchen, laute Musik, Bewegungsmelder mit Licht oder Wasser – sie mögen’s nicht.
- Nicht selbst fangen! Das ist Sache von Profis. Waschbären sind keine Kuscheltiere, wenn sie sich bedroht fühlen – und sie können Krankheiten übertragen.
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Ich werde jetzt jedes Mal, wenn ich diesen Weg gehe, an sie denken. An diese kleine magische Sommernacht. Foto: Simone Esper
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