„Schweinearbeit“ und ein Appell an die Menschen: Jörg Gräser hält Lesung mit Humor und Herz im Erzgebirge

Kommunikation statt Handy: Gräsers Botschaft an das Publikum

Die Stadtbibliothek, die den bekannten Leipziger Tierpfleger nach Annaberg holt, hatte im Blick, dass für diese Lesung die Räume der Einrichtung an der Klosterstraße zu klein sind. So ist der Saal des Erzhammers erwartungsgemäß bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Beamer die ersten Tierbilder an die Leinwand wirft und Jörg Gräser den Abend beginnt. Nicht ohne gleich zu Anfang eine Botschaft ins Publikum zu senden, die erst einmal weit weg von Tieren scheint: «Wir Menschen sollten viel mehr miteinander kommunizieren. Nicht übers Handy.» Genau aus diesem Grund stellt er sich in einer Vortragsreihe seit September vergangenen Jahres auf Bühnen des Freistaates. Stellt sich den Fragen des Publikums und stellt sein Buch vor. Das wiederum sei eine «Schweinearbeit» gewesen. Dabei sei ihm das Schreiben noch nicht mal so schwergefallen, wie die Auswahl der Bilder. Beides hat er dabei, scheinbar vor Ort trifft er die Auswahl, was er liest und erzählt.

Heitere Anekdoten von Mähnenwölfen im Altersheim

Es sind nicht die Geschichten aus «Elefant, Tiger & Co», für die der Name Jörg Gräser 20 Jahre lang Synonym war. Vielmehr sind es die Geschichten ganz nah an seiner Familie und an seinem Ich, die er auf lockere Art präsentiert: die Aufzuchten unterschiedlicher Tiere, darunter eines kleinen Steinmarders während seiner Lehrzeit, von Dohle Klara und Star Johnny oder dem Erdmännchen Terry. Besonders heiter erweist sich im Rückblick der Besuch mit Mähnenwölfen im Altersheim und die Flaschenaufzucht von Kitty, dem Fleckenmusang. Alles mit wissenschaftlich fundiertem Hintergrund, mit einer jahrzehntelangen Erfahrung im Job, mit Herz und mit Formulierungen, wie ihm der «Schnabel gewachsen ist». Diese Mischung macht den kurzweiligen Abend zu einer Lehrstunde.