Pendlerfrust im RE 6 von Leipzig nach Chemnitz: Warum ein leerer Wagen zum Ärgernis wird
Die anhaltenden Kapazitätsprobleme auf der Regionalexpress-Linie RE 6 zwischen Chemnitz und Leipzig stoßen auf scharfe Kritik von Pendlern und aus der Politik. Hintergrund ist der seit Wochen versprochene, aber weiterhin fehlende Abstandswagen, der eine Lösung für das Abgasproblem an Bord der Züge darstellen soll. Trotz öffentlicher Zusagen durch die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) ist dieser Wagen bislang nicht im regulären Fahrgastbetrieb zu sehen – mit spürbaren Konsequenzen für Pendlerinnen und Pendler in der Region.
Forderung: «Angemessenes Bahnangebot im Kulturhauptstadtjahr»
«Es ist inakzeptabel, dass auf einer so wichtigen Verbindung weiterhin ein Drittel des Zuges gesperrt bleibt, obwohl öffentlich eine schnelle Lösung versprochen wurde», erklärt Katrin Münch, Kreisvorsitzende der FDP Mittelsachsen. Sie betont: «Wer Verlässlichkeit im Nahverkehr verspricht, muss sie auch einlösen – gerade in einem Flächenland wie Sachsen.» Auch aus Sicht der FDP Chemnitz ist die derzeitige Situation untragbar – nicht zuletzt mit Blick auf die Rolle der Stadt als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Yvonne Kilian, Vorsitzende des Kreisverbands Chemnitz, warnt: «Der RE 6 ist nicht nur für viele Pendlerinnen und Pendler zwischen Leipzig und Chemnitz wichtig, sondern spielt auch eine Rolle für Gäste der Kulturhauptstadt Europas 2025. Wer den Besuch attraktiver machen will, muss auch für ein angemessenes Bahnangebot sorgen. Ein abgesperrter Wagen gehört nicht dazu.»
Dieselabgase führen zu Sperrung
Seit Ende März ist der erste Wagen hinter der Diesellokomotive auf der Linie RE 6 in Fahrtrichtung Chemnitz aufgrund einer Anordnung des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) gesperrt. Die Maßnahme wurde notwendig, nachdem krebserregende Dieselabgase im Fahrgastbereich festgestellt worden waren. Während in Richtung Leipzig die Züge geschoben werden und somit keine Gefährdung besteht, ist in der Gegenrichtung weiterhin ein Waggon nicht nutzbar – was zu deutlichen Kapazitätseinbußen führt. Die MRB hatte daraufhin angekündigt, einen sogenannten Abstandswagen – einen leichten Altwagen ohne Fahrgastnutzung – zwischen Lok und Fahrgastbereich zu kuppeln, um so den Sicherheitsabstand zu den Abgasen zu erhöhen. Der Abstandswagen soll selbst nicht betreten werden und damit eine Nutzung aller drei Doppelstockwagen wieder ermöglichen. Doch bisher ist diese Lösung nicht umgesetzt.
Nachhaltige Lösungen statt dauerhafte Provisorien
«Wir erwarten eine klare und transparente Kommunikation, wann der Abstandswagen tatsächlich kommt – und bis dahin einen realistischen Ersatz für die fehlenden Sitzplätze», fordern Münch und Kilian gemeinsam. Darüber hinaus verlangen die Freien Demokraten grundlegende Verbesserungen in der Verkehrsplanung des Freistaats Sachsen. Konkret fordern sie verbindliche Aussagen zur Auslieferung der längst überfälligen Akkuzüge von Alstom, verlässliche Übergangsmaßnahmen, die nicht auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen werden und eine Landesverkehrspolitik mit Weitblick, die auf nachhaltige Lösungen statt dauerhafte Provisorien setzt. «Wir brauchen einen modernen, leistungsfähigen Regionalverkehr für Stadt und Land sowie einen Anspruch auf zuverlässige Mobilität – und nicht auf dauerhafte Provisorien mit abgesperrten Wagen.»
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