Das Feuer nahm ihnen ihr Zuhause: Familie kämpft sich mit Spendenhilfe zurück ins Leben
Der Anblick schmerzt unendlich. Ines S. und Tochter Lee-Ann haben nur wenige Tage nach dem verheerenden Brand in der Leipziger Straße einen Blick in ihr ehemaliges Zuhause geworfen. Tränen steigen ihnen in die Augen, zum einen, weil der Rauch die Luft zum Atmen nimmt, zum anderen, weil absolut nichts mehr zu retten ist. Das 120 Jahre alte und denkmalgeschützte Wohnhaus, in dem noch Ines› Lebensgefährte und Hündchen Eddy zur Miete lebten, ist abgebrannt. Kinder- und Familienfotos, besondere Erinnerungen, persönliche Dokumente und der gesamte Hausstand sind vom Feuer, Ruß und Löschwasser zerstört. «Wir können es immer noch nicht fassen. Aber wir leben, und das ist das Wichtigste», sagt Ines S. und weiß noch immer nicht, wo ihr der Kopf steht.
Nach dem Anruf veränderte sich alles
Sie hatte beim Spaziergang von der Katastrophe erfahren, da sie ihre 18-jährige Tochter von der Arbeit abholen wollte. «Sie macht gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester am Klinikum Chemnitz, wo ich auch tätig bin», erzählt sie. Und dann sah sie einen verpassten Anruf auf ihrem Smartphone. Der Rückruf beim Vermieter und der Satz «Das Haus brennt.», veränderte alles von jetzt auf gleich. «Ich war wie in Trance und bin dann mit dem Taxi nach Hause. Alles stand in Flammen», sagt die 47-Jährige mit zittriger Stimme. Tochter Lee-Ann rannte durch den Küchwald und nahm sich zum Schluss sogar einen E-Scooter, um schneller zu sein. Weinend fiel sie ihrer Mutter in die Arme.
Welle der Unterstützung ist beeindruckend
60 Kameraden der Feuerwehr kämpften gegen den Großbrand, der sich mittlerweile vom Erdgeschoss bis in den Dachstuhl ausgebreitet hatte. Die Familie ist dank Freunden sofort in einer möblierten Wohnung im Heckert-Gebiet untergekommen. «Wir konnten kaum schlafen, es rast alles durch den Kopf. Und dann startete eine unheimliche Welle der Unterstützung», blickt Ines S. voller Dank und Anerkennung auf. Die Brandermittler der Polizei hatten den Defekt eines technischen Gerätes als Ursache ausgemacht. Und auch eine Versicherung hat die Familie. «Dennoch ist sofortige Hilfe nötig. Sie hatten nur noch das, was sie am Leib hatten. Ich habe deshalb spontan eine Sammlung gemacht und bin mit Lee Ann erstmal einkaufen gegangen», erzählt Stefan Schönheider, einer der vielen Helfer. Die Frage, was benötigt wird, erübrigte sich, und so wurde vom Haarwaschmittel bis hin zu Shirts, Socken, Hosen und Schuhen eine erste Grundausstattung besorgt.
Spendenkonto für sofortige Hilfe
Auch Freundin Mandy Uhlig hatte umgehend ein Spendenkonto eingerichtet, auf dem schon über 8.000 Euro eingegangen sind. Auch der Mietvertrag für eine neue Wohnung in Wittgensdorf, in der die drei samt Hund Eddy neu starten können, ist unterzeichnet. «Noch immer ist alles wie im Film, aber ein wenig sehen wir wieder Licht», huscht der 18-jährigen Lee-Ann, die ihren geliebten Rückzugsort schmerzlich vermisst, ein kleines Lächeln übers blasse Gesicht.
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